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Aufruf zur Demonopolisierung des Internet

Nieuws, gepost door: nn Leonhard Bauer – freischaffender Umweltaktivist – op 30/06/2018 06:06:24

Wanneer: 29/06/2018 - 17:06

Jede Email-Adresse kann jede andere Email-Adresse anschreiben, egal wo man Kunde ist. Jede Telefonnummer kann jede andere Telefonnummer anrufen, egal wo man Kunde ist. Jede internationale Bankkontonummer kann an jede andere internationale Bankkontonummer zahlen, egal wo man Kunde ist.

Leonhard  Bauer

Die Definition des technischen Standards und die Bereitstellung der Leistung sind bei vollumfänglicher Netzneutralität voneinander ganz unabhängige Aufgaben. Damit ist Wettbewerbstransparenz im Pionierbereich hergestellt und Manipulation ausgeschlossen. Denn die kann dann sofern sie auftritt beliebig umgangen werden. Das Netz heißt Internet weil die Definition seiner Protokolle zwischen den Einzelinteressen verwurzelt ist und damit keinem von diesen völlig unterliegt; Entmonopolisierung bedeutet diesen Grundzustand wiederherzustellen.

Denn bei den derzeit marktbeherrschenden Kommunikationsmonopolkonzernen ist dies nicht der Fall. Hier kommen technische Definition und wirtschaftliche Bereitstellung oftmals untrennbar vermengt auf den Nutzer zu. Wer am Kommunikationsmonopol teilhaben will muss dazu dessen Kunde werden, alle gewachsenen Alternativen sind verdrängt oder absorbiert. Die technische Funktionalität dient nicht ihren Nutzern sondern dem Konzerninteresse.

„Google,“ „Facebook,“ „Twitter,“ „Youtube,“ „Ebay,“ „Amazon,“ „Apple“ usw. haben alle keine offenen Protokolle gemäß dem RFC-Standard entworfen, sondern nur den Markt für sich aufgerollt. Dadurch besteht darin keinerlei Schutz gegen Manipulationen. Die sogenannte Zwei-Null-Digitalisierung heißt vor dem Hintergrund des globalisierten Neoliberalismus, dass ein draufgängerischer Konzernchef mehr Kunden hat als ein Papst und weniger Verwaltungstransparenz als ein Schurkenstaat.

Die Folge ist die Mobilisierung einer „Skrupellosen Mehrheit“ (ein Fachbegriff der Werbeagenturen im nordamerikanischen Propaganda- und Handelskrieg). Diese „Skrupellose Mehrheit“ kann sodann auf jedes beliebige Gerücht stimuliert werden, sie ist Folge, Wegbereiterin und Symptom der Kommunikationsmonopolisierungstendenz und Gift für die menschliche Freiheit (auch als Einparteiensystem).

Es geht also darum, offene Protokolle zu entwerfen, bzw. wiederzubeleben, die eine Struktur tragen können welche die Kunden der Monopole bei deren Zerschlagung einzeln auffängt und in persönlicher Freiheit lässt, so dass sie sich moralisch entwickeln können. Denn in einigen Fällen waren sie schon fertig und wurden aus Eigenmacht verdrängt, in anderen sind sie noch von Grund auf zu entwickeln.

Angesichts der Tatsache dass die digitale Konzernmacht päpstlicher daherkommt als der Papst, ist dies für die Entwicklung der Menschheit zur Menschlichkeit von nicht geringerer Bedeutung als das der neuzeitlichen Menschenrechtsidee zugrundeliegende Gebot der gegenseitigen Unabhängigkeit von Staat und Religion.

Die Europäische Kommission muss Kartellverfahren gegen die genannten Konzerne einleiten, die zu deren Zerschlagung führen, so wie dies in um die Jahrtausendwende gegen die Firma Microsoft und ihren Versuch Browser und Betriebssystem zu integrieren erfolgreich vollzogen wurde. * Auch hier ging es darum dass die Definition des HTML-Standards lückenlos herstellerunabhängig bleibt. Doch längst sind neuere Namen alarmierend geworden wenn es sich um marktgefährdendes Geschäftsgebaren dreht.

Historisch betrachtet erleben wir in der Eigenmacht der globalen Kommunikationsmonopole ein spätes Echo des europäischen Mittelalters, in dem außer den gehässigsten Stimmen niemand mehr übrig war, weil alle einer herrschsüchtigen Verrohung zum Opfer gefallen sind. Hinzu kommt dass die Kommunikationsmonopole bis auf Scheinausnahmen alle mit Werbeinhalten belastet sind, und auch die Scheinausnahmen hängen über Investmentfonds davon ab (wie Umwelt- und Friedensaktivisten aus dem Bereich der Kriegswaffen-Monopole leider vertraut).

Das Internet braucht also sozusagen einen digitalen Napoleon, der den postmodernen Ablasshandel (der sich selbst „soziale Medien“ nennt) bezwingt, die protokollarischen Geschäftsgeheimnisse flächendeckend säkularisiert und die förmliche Liquidierung der Monopole proklamiert; und das ohne Syrien nochmal zu kolonialisieren, oder im Exil zu enden oder die Weltbühne käuflicher Schnelllebigkeit überhaupt erst zu betreten.

Denn im Fall Nordamerika kommt des weiteren hinzu dass sich hinter den Internet-Monopolen ein größenwahnsinniger Überwachungsstaat mit pseudoreligiöser Verbrämung aufgestellt hat, der schon länger Volk und Welt terrorisiert. Europa muss in der Frage der Kommunikations-Dienstleister vollumfängliche Wahlfreiheit herstellen, schon weil mangelnde Wahlfreiheit in jeder Hinsicht in zunehmendem Maße zur Fluchtursache wird.

Neben einer Tendenz zum politischen Totalitarismus hat die Monopolherrschaft noch einen weiteren Nachteil. Durch die Intransparenz bei der technischen Standardisierung steigen die Datenmengen ins Unermessliche. Diese künstliche Kapazitätsverschwendung ist letztlich auch eine vermeidbare Umweltbelastung, weil sie einen kurzsichtigen Breitbandausbau vorantreibt.

Durch offene Funktionsstandards ist mit weniger Daten mehr möglich, weil jede Einzelheit die ein Hersteller vielleicht umständlich organisiert von anderen effizienter angeboten werden kann. Dann braucht man nicht erst in einer Generation nach Daten-Spar-Potentialen zu suchen, so wie inzwischen beim Verkehrsaufkommen oder beim Energieverbrauch. Die Entmonopolisierung muss zeitnah veranlasst werden, damit dies möglich ist ohne menschliche Lebensfunktionen zu gefährden.

Auf das Problem aufmerksam wurde ich bei dem Versuch eine Bürgerinitiative gegen Landschaftszerstörung zu kontaktieren. Meine Email kam als unzustellbar zurück. Das Postfach des Empfängers war überfüllt und offenbar schon länger nicht mehr abgerufen worden. Auch meine Anfrage an den Dachverband blieb unbeantwortet. Einige Monate zuvor hatte ich eine Veranstaltung besucht, und wollte jetzt ein dort geführtes Gespräch wiederaufnehmen. Dazu hatte ich den Veranstalter angeschrieben und gebeten, Email-Kontakt zwischen mir und dem anderen Teilnehmer herzustellen, denn vor Ort hatten wir uns alle mit Namen und Email-Adressen in eine Teilnehmerliste eingetragen. Doch jetzt fand ich diesen im digitalen Koma vor, und der Kontakt kam nicht zustande.

Was war geschehen? Die Bürgerinitiative, die sich gegen einen Monopolkonzern in ihrer Nachbarschaft und die Auswirkungen seines Geschäftsgebarens auf ihre unmittelbare Umwelt richtete, war in die kommunikative Gefangenschaft eines Internet-Monopols geraten. Ihr Vorsitzender hatte sein Email-Postfach sich selbst überlassen, und sich nichtsahnend in ein Abhängigkeitsverhältnis von einem Kommunikations-Monopol begeben, und sich so ohne es zu wissen von jeder Verständigung mit Außenstehenden abgeschnitten.

Die mögen zwar vielleicht wegen der Monopolstellung eine geringe Minderheit ausmachen, sind jedoch für die Erfolgsaussichten eines systemkritischen Anliegens wie des Landschaftsschutzes der qualitativ maßgebliche Bruchteil. Die Bürgerinitiative hatte sich also gewissermaßen selbst mundtot gemacht, und dies ohne sich dessen gewahr zu werden – denn unter der Dominanz des Monopols schien ihr Betrieb weiterzugehen wie bisher. Doch in Wirklichkeit war sie nur noch für Kunden eines Monopolkonzerns erreichbar, begab sich damit außerhalb reziproker Solidarität und führte so auch ihr inhaltliches Anliegen zur Absurdität.

29.6.2018

Leonhard Bauer – freischaffender Umweltaktivist –

+++ Spendenkonto und Email siehe PDF-Version +++

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* https://de.wikipedia.org/wiki/Browserkrieg

File: Aufruf Entmonopolisierung.pdf

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